Goodbye Mannheim - hej Sverige

© fynnsfotos

Habt ihr schon mal über eine Auswanderung nachgedacht? Und wenn ja, wie konkret waren die Pläne?

Fynn und seine Frau Isabell haben im Frühjahr Nägel mit Köpfen gemacht und sind mit den drei Kindern im Schlepptau nach Schweden, genauer gesagt nach Nykroppa (Mittelschweden), ausgewandert.

Im folgenden Artikel gibt es eine paar Einblicke und Tipps fürs Auswandern.

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DWie fiel die Wahl auf Schweden?

Ab 2022 haben sich die beiden mit dem Thema Auswanderung befasst und mit der Planung begonnen.

Eigentlich wollte Fynn eher in den sonnigen Süden, doch Isabell hatte einige valide Gründe für den Norden. Allen voran der Klimawandel, aber auch Aspekte wie viel Natur und eine recht schnell zu erlernende Sprache spielten bei der Entscheidung eine Rolle, die dann doch recht schnell auf Schweden fiel. Vor allem nach einem einmonatigen Aufenthalt im Sommer 2023 vor Ort war die Entscheidung klar. Dann ging es los mit der konkreten Planung: Wohin genau soll es gehen? Was muss man beachten? Die Familien wurden informiert und im April 2025 ging es dann los Richtung Mittelschweden.

Das skandinavische Land hat viele Vorteile zu bieten: Das Schulsystem ist kostenlos, Familien werden unterstützt (großzügige Elternzeit), der Wohnraum ist bezahlbar und das Klima angenehm. Auch behördentechnisch läuft es hier viel besser. Fast alles ist digital und die umweltfreundliche Ausweis-App macht viele Vorgänge wesentlich unkomplizierter.

In Schweden gibt es außerdem das “jedermanns-Recht”. Das bedeutet, dass jeder von öffentlichen Sachen Gebrauch machen darf - solange es sich im Rahmen hält. In den Wäldern darf man sich z.B. eigenverantwortlich Holz für den Eigenbedarf mitnehmen und man darf sich in jedem Laden an Wasser und Kaffee bedienen. Diese Großzügigkeit sollte man aber nicht ausnutzen und es übertreiben.

Bis jetzt läuft es auch ziemlich gut: Fynn hat laut eigener Aussage in den wenigen Monaten, in denen sie in Schweden leben, schon mehr Leute kennen gelernt als in den letzten 5 Jahren in Deutschland (außerhalb der Kinderbetreuung).

Einige Dinge sind noch ungewohnt und erfordern eine gewissen Umstellung. Durch die Weitläufigkeit ist man viel mehr mit dem Auto unterwegs, die Lebensmittel sind zwischen 15 und 30% teurer. Auch sind die Feste (z.B. das Krebsfest im Sommer) nicht unbedingt für Vegetarier geeignet. Generell sind die Schweden sehr fleisch- und fischaffin: Sie lieben Krebse, Hummer, Köttbullar, Kebap, Fisch, Krabben und Hot Dogs. Außerdem gibt es keine klassischen Drogeriemärkte, sondern man muss auf teurerer Supermarkt-Alternativen zurückgreifen. Aus Mankells Wallander-Krimis weiß ich noch, dass man früher sogar Drogerieprodukte nur in der Apotheke bekommen konnte.

Neben dm-Märkten oder Rossmann vermisst Fynn außerdem die Kleinanzeigen, also Gebrauchtes zu (ver)kaufen. Das ist in Schweden wohl nicht so angesagt.

Einige Klischees haben sich übrigens bestätigt, andere widerlegt. Die Schweden sind zwar nett und höflich, doch wenn man nicht die Sprache spricht, sinkt das Interesse. Doch da Fynn bereits emsig für den Sprachkurs rackert, wird sich das Problem vermutlich bald gelöst haben.

Ein wahres Klischee ist übrigens der Lakritzkonsum - die Schweden lieben ihre Lakritze. Falls ihr mal vor Ort seid, kann ich euch Eis mit Lakritzsoße heiß empfehlen - super lecker 🤩

Auch in Sachen Bezahlen läuft es hier etwas anders. Bargeld gibt es so gut wie gar nicht mehr (außer für Spendenboxen), es wird überall mit Karte gezahlt. Im Supermarkt legt man zum Beispiel gleich die Karte auf und dann wird der Betrag automatisch abgezogen, wenn man dran ist. Das Kleingeld ist komplett abgeschafft, es gibt nur noch Kronen, also Scheine.

Verkehrstechnisch sollte man sich unbedingt an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten. Es gibt feste Blitzer (die kann man sogar auf GoogleMaps einsehen) und Hinweise am Straßenrand auf die sog. Blitzerzonen. Wer dennoch beim Rasen erwischt wird, muss sich auf ein saftiges Bußgeld einstellen.

Auch das Gesundheitssystem ist etwas anders. Ein Schwerpunkt ist die Vorsorge, man wird regelmäßig via Mail an die Vorsorgetermine im Gesundheitszentrum erinnert. Mit einer Erkältung gehen die Schweden selten zum Arzt, hier setzt man auf Hausmedizin und auskurieren. Wenn es dann doch mal akut wird, gibt es eine Hotline (vergleichbar mit der hiesigen 116117), die einen erstmal berät. Dort kann man aber auch Arzttermine ausmachen, falls erforderlich. Bei einem medizinischen Notfall kommt der Helikopter - das geht dann aufgrund der Weitläufigkeit und der geringen Krankenhausdichte wesentlich schneller, vor allem, wenn jede Minute zählt. Auf der Gesundheitskarte sind außerdem transparent alle Daten und Infos verfügbar. Auch den klassischen Krankenschein gibt es hier nicht - die Krankmeldung erfolgt auf Vertrauensbasis.

Midsommar 2025

Fynn und Isabell sind mit ihrer Entscheidung zufrieden. Auch wenn sie manches vermissen, haben sie sich soweit gut eingelebt und werkeln eifrig an ihrem Eigenheim.

Falls ihr euch für die Schweden-Auswanderung interessiert, könnt ihr den beiden auf Instagram folgen. Bei Fynn (@fynnsfotos) bekommt ihr viele handwerkliche Einblicke und Eindrücke vom “Schwedenleben” und bei Isabell (@ells.eco.fam) gibt es neben Familiencontent auch Kulinarik.

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