Die Magie der Rauhnächte
Am 24.12. um Mitternacht beginnen traditionell die Rauhnächte. Die 12 magischen Nächte dauern bis zum Dreikönigstag am 6.1. an.
Es ist eine besondere Zeit des Innehaltens, der Stille, des Rückzugs und der Einkehr. Die Rauhnächte sind eine Einladung, in sich zu gehen, zu lauschen und gewisse Themen mithilfe der Ahnen aufzulösen. Seit Jahrhunderten werden sie genutzt, um sich von Altem zu befreien, sich zu besinnen und auf das neue Jahr vorzubereiten.
Hintergrund: Vor der gregorianischen Kalenderreform im 16. Jahrhundert endete das Jahr bereits an Weihnachten und das neue Jahr begann erst am Dreikönigstag. Die Zeit “zwischen den Jahren” war undefiniert, formlos und gehörte nirgendwo dazu. Zugleich sagte man den Rauhnächten nach, dass in dieser Zeit des Übergangs der Schleier zur Zwischenwelt besonders dünn sei.
Die besondere Energie der Rauhnächte wird auch für Rituale genutzt, die der Klärung und Reinigung des Inneren und Äußeren dienen sollen.
Eines der Rituale ist das Räuchern - ein alter germanischer/keltischer Brauch. Die Idee hinter dem Räuchern ist, dass Geister und Alte Seelen, die sich in einem Haus befinden, befreit werden sollen. Es ist ein altes Reinigungs- und Schutzritual, um Haus, Hof und Stallungen von negativen Energien zu befreien, böse Geister zu vertreiben und auch fernzuhalten. Mit Räucherkohle und Kräutern wie Salbei und Weihrauch ging man durch alle Räume, meistens begleitet von Gebeten. Zum Schluss wurden alle Fenster geöffnet, um den Rauch und die negativen Energien rausziehen zu lassen.
Der magische Rauch weitet die Sinne und lädt dazu ein, in die Einkehr zu gehen. Was gehen kann, kann gehen, um Raum für Neues zu schaffen.
Man kann Gegenstände, z.B. Haus oder Garten, räuchern, aber auch sich selbst und somit das eigene Energiefeld reinigen. Alternativ kann man auch einfach dem Rauch zusehen und den Duft wahrnehmen.
Diese alten Bräuche sind auch in die heutige Zeit übertragbar. Wir können dadurch das alte Jahr loslassen, liebevoll hinausbegleiten und uns auf Neues vorbereiten. Man kann sich reflektieren, Verhaltens- und Denkmuster lösen, Perspektiven und Visionen entwickeln, etc. Man kann diese schriftlich festhalten, jeder Rauhnacht ein Motto geben oder Feuerrituale durchführen. Letztere können den Prozess unterstützen, indem man verbrennt, was man loslassen möchte. So kann man bspw. Gedanken aufschreiben und dem Feuer übergeben.
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“
Neben dem Räuchern kann man auch andere Rituale nutzen, bspw. das 13-Wünsche-Ritual. Dazu beschriftet man 13 Zettel mit Herzenswünschen für das Neue Jahr. Dann werden sie zusammengefaltet, vermischt und in jeder Rauhnacht wird nacheinander je ein Zettel verbrannt. Den 13. Wunsch, der übrig bleibt, muss man selbst aktiv in die Tat umsetzen.
Ein weiteres altertümliches Ritual ist das Orakeln. Eine Form davon ist Blei- oder Wachsgießen (auch bekannt als Silvesterbrauch).
Das Haus sollte außerdem sauber und aufgeräumt sein, um Geister nicht anzuziehen.
Neben den Ritualen gibt es für die Rauhnächte auch einige Verbote (dem Aberglauben nach). So soll man z.B. keine Wäsche waschen oder aufhängen, da sich sonst die Wilde Jagd (Mythos von geisterhaften Reitern, die durch die Lüfte ziehen, um die Welt heimzusuchen, was mit Unheil, aber auch mit dem Übergang ins Neue Jahr verbunden ist) in der Wäscheleine verfangen könnte.
Kehren und Fegen ist ebenfalls untersagt, denn sonst fegt man das Glück und die Gaben des Neuen Jahres zur Tür hinaus.
Die Hausarbeit sollte ruhen, um die Geister nicht zu stören oder zu verärgern. Das Kartenspiel ist untersagt, um böse Einflüsse fernzuhalten. Und auch vom Nägel schneiden wird abgeraten, sonst drohen Kopfweh und Gicht.
„Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.“
Weniger bekannt als die Rauhnächte, aber nicht weniger bedeutsam, sind laut Überlieferung die Dunkelnächte. Es sind die 12 Nächte vor den Rauhnächten (8. bis 20.12.), die mit der Wintersonnenwende enden. Ab diesem Zeitpunkt werden die Tage wieder länger - das Licht kehrt zurück.
In den Dunkelnächten kann man sich jede Nacht einem Monat des vergangenen Jahres widmen, um zu reflektieren und zu erkennen, was verabschiedet werden soll.
